Ist das Verrat? 29 % aller Beförderten wechseln nach der Beförderung innerhalb von einem Monat den Job. Das zeigte eine Studie von ADP Research.

Es gibt dafür einen guten Grund: Nach einer Beförderung bist du auf dem Arbeitsmarkt begehrter. Plötzlich gibt es mehr Möglichkeiten, verlockende Angebote und dir laufen Recruiter hinterher.

Aber ist das wirklich eine gute Idee, kurz nach der Beförderung den Job zu wechseln? Welche Risiken gibt es? Welche häufigen Fehler passieren dabei? In diesem Artikel kläre ich dich über alles auf.

Zusammenfassung: Soll ich nach der Beförderung den Job wechseln? Ein Jobwechsel nach der Beförderung ist nur dann vorteilhaft, wenn die neue Stelle deutlich bessere Vorteile bietet. Schließlich ist ein Jobwechsel mit Risiken verbunden. Die Probephase kann zum Beispiel nicht überstanden werden, oder die Veränderung kann eine zu große Herausforderung sein.

Aber in manchen Fällen kann ein neuer Job nach der Beförderung sogar einfacher sein. Mehr dazu hier:

5 gute Gründe für den Jobwechsel nach der Beförderung

Ein Jobwechsel nach der Beförderung bringt dir viel mehr als ein besseres Gehalt. Schau dir diese 5 Gründe für einen Jobwechsel nach der Beförderung an:

1) Du wirst als Führungskraft ernst genommen

Das ist der beste Grund, dein Unternehmen nach der Beförderung zu verlassen.

In deinem jetzigen Unternehmen kennen dich deine Kollegen nicht als Führungskraft. Sie kennen dich als Kollegen – auf der gleichen Hierarchie. Denk mal darüber nach: Wie oft wurdest du bereits seit deiner Beförderung hinterfragt?

Dasselbe passierte mit Andrew Johnson – der Präsident nach Abraham Lincoln. Er arbeitete damals mit vielen anderen Politikern auf Kollegen-Basis. Und als er Präsident wurde, nahmen ihn viele nicht ernst. Deshalb war er ein schwächerer Präsident als Lincoln und verlor fast ein Impeachment-Verfahren.

Doch das muss nicht mit dir passieren. Du kannst in einem neuen Unternehmen mit einem neuen Ruf starten und von Anfang an als Führungskraft angesehen werden.

2) Du hast die ideale Verhandlungsposition beim Bewerbungsgespräch

Wie kommt man an ein gutes Gehalt mit den idealen Bedingungen? Durch Verhandlung. Ich weiß, vermutlich bist du kein Fan von Verhandlungen. Sie sind unangenehm. Die gute Nachricht: Du musst nicht gut verhandeln können, weil du bereits eine gute Verhandlungsposition hast, schau:

Damals, als du nach deinem ersten Job gesucht hast, hattest du die schwächste Verhandlungsposition. Dein Lebenslauf war ein unbeschriebenes Blatt und du hattest keine Erfahrung. Das ist jetzt anders. Du hast jetzt die eine Zutat, die dir jede Verhandlung einfach macht:

Alternativen.

Im Buch “Das Harvard-Konzept: Der Klassiker der Verhandlungsführung” steht, dass Alternativen zu haben die wichtigste Voraussetzung für erfolgreiche Verhandlungen ist. Denn du darfst nicht der Bedürftige sein.

Und jetzt gibt es mehrere Unternehmen, die an dir interessiert sind. Und du bist nicht arbeitslos. Deshalb musst du nicht einknicken und bei jeder Verhandlung nachgeben. Und vor allem: Du bist nicht mehr so nervös wie bei deinen ersten Bewerbungsgesprächen.

3) Du hast ein besseres Onboarding

Wenn du in einem neuen Unternehmen anfängst, hast du in der Regel eine Onboarding-Dauer von 3 Monaten. Das ist viel Zeit. Und deutlich mehr Zeit um sich einzuarbeiten, als wenn du im gleichen Unternehmen befördert wirst.

Ganz oft passiert es, dass Top-Angestellte nach der Beförderung die schlimmste Zeit ihres Lebens haben. Sie kommen nicht zurecht und bekommen deshalb nur noch Kritik. Das wirkt sich auch auf die Psyche aus. Ich habe einen Erfahrungsbericht dazu gelesen, lies dir das mal durch:

“Seit der Beförderung hab ich jedoch das Gefühl, dass sich das Verhältnis (zum Chef) sehr geändert hat. Unterschwellig vermittelt er mir, dass meine Arbeit nicht mehr gut ist. Häufiger muss ich auf Nachfragen, ob XY schon erledigt ist „nein“ antworten. Meist auch einfach, weil ich es vergessen habe. Es sind plötzlich so viele Themen. Ich hab noch nie ein Projekt von a bis z abgeschlossen und soll plötzlich Konzeptmeetings leiten, Mitarbeitende koordinieren und gefühlt 3x so viel machen wie davor ohne diese Dinge mal unter Anleitung oder als Teil eines Teams gemacht zu haben.”

In diesem Erfahrungsbericht erzählt die Person sogar über den Effekt von schlechtem Onboarding auf das persönliche Leben:

“Ich habe inzwischen jeden Tag Herzrasen, hab keine Ahnung, wie ich das alles hinkriegen soll (weil ich vieles selbst zum ersten mal mache), fühle mich sehr schlecht, weil ich glaube, keine gute Arbeit mehr zu machen (ich vergesse z. B. viele Sachen, weil alles parallel laufen soll und mache Tasks nicht mehr ausführlich genug). Spätestens ab Sonntagmittag geht meine Laune in den Keller und meine Freizeit verbringe ich mit zocken, lesen, Serie schauen. Das lenkt mich am besten von meinen schlimmen Gefühlen ab. Beziehung hat auch schon angefangen, darunter zu leiden.”

Was lernen wir daraus?

Unterschätze nicht den Wert von gutem Onboarding nach deiner Beförderung. In einem neuen Unternehmen wird dir vermutlich mehr Zeit und Hilfe geboten, sich einzuarbeiten.

3) Du baust dir einen vielseitigen Lebenslauf auf

Wenn du schon mehr als 5 Jahre in deinem Unternehmen gearbeitet hast, wird ein neues Unternehmen deinen Lebenslauf aufwerten. Mit Erfahrung in mehreren Unternehmen zeigst du Folgendes:

  • Du kannst dich an verschiedene Umgebungen anpassen
  • Du bist ein Teamplayer und integrierst dich schnell
  • Du hast keine Angst vor Veränderung
  • Du hast mehr Erfahrung und hast vieles gesehen

In anderen Worten: Du bist ein wertvolles Zahnrad, das nicht nur in einem, sondern in jedem System funktioniert.

3) Du kannst mit großen Marken zusammenarbeiten

Stell dir vor, in deinem Lebenslauf stehen große Marken wie Google, Samsung, BMW, Microsoft, etc. Das macht einen echt starken Eindruck. Denn diese Konzerne kriegen tausende von Bewerbungen und suchen sich nur die Besten aus.

Jetzt hast du die Chance, deinen Lebenslauf mit solchen Unternehmen aufzuwerten. Doch bei bekannten Firmen zu arbeiten, lohnt sich nicht nur für deinen Lebenslauf. Es gibt dort echt gute Benefits:

  • Sie zahlen bessere Gehälter
  • Du kannst einen Firmenwagen bekommen
  • Gewinnbeteiligung beim Unternehmen
  • Du arbeitest in einem schönen und modernen Büro
  • Du wirst aktiv weitergebildet
  • Es gibt eine Mensa mit gesundem Essen am Arbeitsplatz

Und das Beste: Du kannst dort von den kompetentesten Leuten in deiner Branche lernen.

4) Du verdienst mehr Geld

Egal in welcher Branche du arbeitest, deine Gehaltserhöhung baut auf deinem vorherigen Gehalt auf.

Deshalb kannst du bei einem neuen Unternehmen ein viel besseres Gehalt ausverhandeln. Denn andere Unternehmen wissen nicht, wie viel du momentan verdienst.

Anleitung: So wechselst du den Job nach der Beförderung auf die richtige Weise

Vieles kann falsch laufen. Dein Arbeitgeber kann herausfinden, dass du einen neuen Job suchst. Du kannst nach dem Jobwechsel unglücklich werden. Du kannst dich unter deinem Marktwert verkaufen. Du kannst die wirklich guten Gelegenheiten verpassen.

Deshalb gehe so vor:

Schritt 1: Kenne den Markt

Wenn du auf Jobsuche gehst, bist du auf einem Marktplatz. Und du bist ein Verkäufer. Du verkaufst dich selbst bzw. deine Fähigkeiten und Erfahrungen. Deshalb musst du deinen Wert kennen:

  • Wie gefragt sind deine Fähigkeiten?
  • Welches Gehalt bekommen Leute in deiner Position?
  • Ist deine Branche am wachsen?
  • Gibt es viele andere mit deinem Profil?

Tipp: Glaube nicht blind den Gehalts-Statistiken von Indeed und co. Die geben dort echt niedrige Gehälter an und sind nicht immer richtig. Rede am besten mit Leuten, die in deiner Branche arbeiten.

Schritt 2: Lass dich von Headhuntern finden

Du kannst den besten Lebenslauf der Welt haben. Doch du wirst trotzdem von niemandem zu Gesprächen eingeladen, wenn dir nicht diese Komponente fehlt:

Sichtbarkeit.

Um sichtbar zu sein, musst du dort auffindbar sein, wo die ganzen Recruiter und Headhunter unterwegs sind: LinkedIn. Aber es reicht nicht, einfach ein Profil zu haben. Du brauchst ein optimiertes und ansprechendes Profil. Wie du dein Profil optimierst, zeige ich dir im nächsten Schritt:

Schritt 3: Optimiere dein LinkedIn-Profil

Zuerst muss ich auf etwas Wichtiges hinweisen: Schalte dein Profil nicht auf “Open to work“, während du noch angestellt bist. Auch wenn du die Markierung im Profilbild entfernst, kann dein Arbeitgeber das immer noch herausfinden.

Jetzt aber zum wesentlichen:

Für ein sichtbares Profil musst du zuerst alle Felder ausfüllen: deinen Lebenslauf, deine Skills, die Profilbeschreibung etc. Besonders wichtig ist dein Profil-Slogan, schau:

LinkedIn ist nicht nur ein soziales Netzwerk, sondern eine Suchmaschine. Jeden Tag nutzen Recruiter die LinkedIn-Suche, um Talente zu finden. Wenn ein Recruiter das Wort “Vertriebler” in die Suchmaschine eintippt, dann tauchen Profile auf, die das Wort “Vertriebler” in ihrem Profil-Slogan haben.

Heißt für dich: Du musst in deinem Profil-Slogan die gleichen Wörter nutzen, die Recruiter in die LinkedIn-Suchmaschine eintippen. So wirst du auffindbar.

Tipp: Denke auch daran, ein professionelles Profilbild zu haben.

Schritt 4: Sei extrem vorsichtig mit jedem Job-Angebot

Du verbringst die meiste Lebenszeit mit deinem Job. Eine falsche Entscheidung wäre echt bitter. Deshalb nutze Plattformen wie kununu und informiere dich über das Unternehmen, das dich anstellen möchte. 

Hier gehe ich auf alle möglichen Risiken ein, wenn du nach der Beförderung den Job wechseln willst:

Mach keinen Jobwechsel nach der Beförderung, wenn du diese 3 Risiken nicht kennst!

1 – Du baust dir einen Job-Hopper Lebenslauf

Wenn du in deinem Unternehmen keine zwei Jahre bist, solltest du erstmal abwarten. Hier ist der Grund:

Es gibt immer mehr Leute, die versuchen, mit neuen Jobs an bessere Gehälter ranzukommen. Und es funktioniert für einige. Das Problem: Arbeitgeber werden immer misstrauischer. Denn sie investieren viel in neue Angestellte mit Onboardings und Weiterbildungen. Wenn diese Angestellten nach nur zwei Jahren das Unternehmen verlassen, ist das ein großer Verlust. 

Deshalb darf dein Lebenslauf nicht so aussehen, als wärst du ein Job-Hopper. Das tötet deine Karriere. Hier ist ein Statement zu diesem Thema von einem Unternehmer:

“Wenn es nicht in der Branche sehr üblich ist, ist es tatsächlich ein Red Flag, und zwar unabhängig von der Begründung. Bevor ich jemanden einstelle, der nach einem Jahr eh wieder weg ist, lasse ich es lieber bleiben. Wenn sowas 1-2 mal passiert kann man sich den Grund anhören, aber wenn jemand mit 10 Jahren Berufserfahrung und 10 Arbeitgebern im Lebenslauf sich bewirbt, ist das ne relativ automatische Absage.”

2 – Du schaffst nicht die Probezeit

Die Probezeit dauert nach Vertrag zwischen drei bis sechs Monate. Wenn du in dieser Zeit nicht überzeugst, kann der Vertrag beendet werden. Ich will dir keine Angst machen. Aber du solltest wissen, dass du nicht auf zu 100 % sicherem Boden stehst, wenn du in ein neues Unternehmen gehst. Besonders riskant ist das, wenn du noch kaum Erfahrung als Führungskraft hast.

3 – Du kennst dich noch nicht mit Unternehmenspolitik aus

Es ist frustrierend: Jeder, der zum ersten Mal Führungskraft wird, realisiert schnell, dass einfach hart arbeiten nicht ausreicht. Du musst auch die politischen Prozesse an deinem Arbeitsplatz verstehen. In den unteren Rollen reicht es aus, mit Fachwissen zu glänzen. In den oberen Rollen nicht mehr.

Aber was genau meine ich mit politischen Prozessen?

Stell dir vor, du hast eine Idee für ein neues Projekt. Du stellst es dem Team vor, hast aber nicht die Unterstützung von gewissen Schlüsselpersonen, die stark die Meinungen des restlichen Teams beeinflussen. Da du nicht weißt, dass sie so einen großen Einfluss haben, fokussierst du dich nicht darauf, sie als erstes zu überzeugen.

Am Ende ist das gesamte Team nicht von deinen Ideen überzeugt, weil du versucht hast, die falschen Leute zu überzeugen. Und das ist nur ein kleines Beispiel von vielen.

Fazit

Ein Jobwechsel nach der Beförderung ist verlockend und keineswegs eine schlechte Idee. Wenn du diese Entscheidung nicht bereuen willst, musst du auf folgendes achten:

Hast du das Zeug dazu? Wenn du gerade zum ersten Mal Führungskraft geworden bist und dann direkt den Job wechselst, stößt du auf zwei Herausforderungen gleichzeitig: Du musst im neuen Unternehmen ankommen und gleichzeitig lernen, wie Leadership funktioniert. Allerdings hast du in einem neuen Job immer eine Onboarding-Phase von 90 Tagen – das ist viel Zeit, um zurechtzukommen.

Wie tickt das Unternehmen? Das musst du immer prüfen, bevor du eine neue Stelle annimmst. Dafür kannst du Reviews auf Plattformen wie kununu lesen oder gezielte Fragen im Interview stellen (z.B., “was hat euch beim letzten Kandidaten nicht gefallen?“).

Und am wichtigsten: Halte deine Optionen so weit offen wie möglich! Das schaffst du mit einem optimierten LinkedIn-Profil, aber auch indem du unserem Newsletter mit Job-Angeboten beitrittst:

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